Hamburg - einig Provinz-Flughafen

  • Vorab I: Timo, wenn das hier das falsche Unterforum ist, bitte einfach in das richtige Verschieben.

    Vorab II: Mein Wunsch ist, dass eine Diskussion entsteht und alle bitte erst nachdenken, bevor ihr antwortet. Denn einzelne Stellen werden ich bewusst provokant schreiben 8)




    Nun ist er also da, der Winterflugplan 2018/19 und damit der A380 von EK auf dem Weg nach Dubai. Sehr schön, ein Tag zum Feiern, denn es beweist, dass Hamburg das große Tor zur Welt ist. "Wir sind wieder wer" - so kann man es zwischen den Zeilen lesen. Gefeiert wird das Ganze, als wären drei Interkonti-Verbindungen auf einmal gestartet. Dabei ist "nur" die Kapazität auf einem bestehenden Flug erhöht worden.

    Klar, dass die Airline sich freut, entsprechend auch über die sozialen Medien alles verbreitet, ist völlig legitim. Dass sich die Spotter unter uns freuen, ist auch völlig legitim. Und dass man sich als Airport freut, ist auch okay - nur muss man so ein Gewese machen? Im Jahr 2018 ist der A380 jetzt keine große Besonderheit mehr. In Hamburg vielleicht, wenngleich man ihn regelmäßig in der Luft beobachten kann, aber insgesamt ist der Flieger fast so besonders wie der HVV-Bus auf der Linie 292. Ob ich dann so einen Aufstand machen muss?

    Vor allem: es ist ja wie bereits gesagt keine neue Strecke, sondern nur eine Kapazitätserhöhung. Ob man die braucht, sei auch dahin gestellt, aber sie ist es nun mal. Nicht mehr oder nicht weniger. Andere Airlines erhöhen die Frequenzen, hier wird halt das Fluggerät vergrößert. Muss man das so feiern? Klar, ist keine Selbstverständlichkeit aber ein außergewöhnliches Ereignis ist es auch nicht?

    Oder sollen die Feierlichkeiten darüber hinweg täuschen, dass Hamburg ein Provinzflughafen ist, abgehängt von den Düsseldorfs und Berlins dieser Welt.
    Außer EK (und wenn man so will IR nach IKA) keine Langstreckenverbindungen, keine Verbindungen nach Amerika und Asien, kaum Verbindungen nach Nordafrika (mit Ausnahme Ägyptens und Tunesiens in den Saisons) und keine Großraumflieger.
    Als Gegenbeispiele: von DUS geht es nach AUH, DXB, ATL, PEK, NRT oder MRU (als Beispiele), da fliegen regelmäßig 330, 787, 777, 380 und das ist nicht alles.
    Oder TXL: selbst da hat man mehr als ein halbes Dutzend Langstreckenverbindungen und kann sich regelmäßig über Widebody-Gäste freuen.

    Gut, man mag sagen, dass die Flughäfen nochmal größer sind, aber selbst kleinere Flughäfen wie Stuttgart oder vormals Köln (jaja ich weiß EW ist jetzt nach DUS) haben oder hatten mindestens genauso viele oder mehr Langstreckenziele wie wir in der Schönsten Stadt der Welt.

    Was ich damit sagen will: klar sollten und dürfen wir uns hier über den A380 freuen, aber so ein Gewese um ein Flugzeug zu machen, zeigt, dass wir uns hier Flughafentechnisch in der tiefsten Provinz befinden. Denn wenn schon eine Kapazitätsausweitung so gefeiert wird, dann will ich gar nicht wissen, was passiert, wenn doch eine Airline kommt, die China, Nordamerika oder whatever anfliegen wird.

  • Moin Saubermann,


    Du würdest Dich wundern, wie viele Spotter und Anwesende des gestrigen Tages Dir zustimmen, darunter ich. Ok, das man sich als Stadt, Flughafen etc über eine regelmäßige A380 freut, kann ich völlig nachvollziehen, allerdings muss man auch mal etwas festhalten. Nach dem ziemlich guten Jahr 2017 ist das Jahr 2018 eigentlich eine Vollkatastrophe. Easyjet hat die Basis eingestampft, United EWR eingestellt und ich weiß nicht was noch alles. Bin da leider nicht so firm in den Flugplänen.


    Bei der ganzen Hudelei rund um den A380 will es mir einfach nicht in den Kopf gehen, warum man es nicht schafft von Hamburg aus eine Verbindung nach New York ganzjährig anzubieten? Stimmte das Produkt nicht? Ich kann es mir jedenfalls nicht erklären...


    Beste Grüße, Timo

  • Hallo, die Runde!

    Ich bin kein Luftfahrt-Experte und habe auch beruflich mit dem Airport nichts zu tun. Aber ich habe mir mal zusammengesponnen, warum Hamburg flughafentechnisch noch so ein Provinznest ist.

    Estens einmal finde ich es, daß der A380 es hierher geschafft hat, schon mal ganz große Klasse, und ich hoffe, daß er sich noch bis weit in den SFP hinein hält! Ich finde auch, daß er den Flughafen um einiges aufwertet.

    Wenn ich es negativ betrachten wollte, bin ich ziemlich entsetzt, daß Hamburg zehn Jahre (!) gebraucht hat, um den Airport für den A380 flott zu machen. Daß ein A380 in Hamburg nichts besonderes mehr ist, mag auf Finkenwerder zutreffen-in Fuhlsbüttel ist er es schon. Zumindest für die erste Zeit

    Warum wird da so ein Hype drum gemacht? Ich denke, das liegt daran, daß endlich wieder ein großer Vierstrahler planmäßig nach Hamburg kommt. Dazu auch noch einer der hier heimisch ist. Und was die Langstrecken angeht, Saubermann , hast du diese Frage im United-Thread schon selbst beantwortet, nämlich, daß Langstreckenflüge ab Hamburg zu teuer sind. Ich glaube aber, daß die Politik da den Daumen drauf hat. Das Geschrei der Lärmschützer hat bei den Politikern in den letzten Jahren doch offenbar ziemlichen Eindruck hinterlassen. Man liest ja jetzt schon wieder: "A 380 landet im 'innerstädtischen' Flughafen Fuhlsbüttel- welch' Katastrophe!" Ich habe manchmal den Eindruck, die würden am liebsten sogar Emirates 'rausschmeißen, nur um Wahlen zu gewinnen. Ich kann mir also nicht vorstellen, daß jede Airline Hamburg so schrecklich findet, daß sie einen großen Bogen drum macht.

    Widebodies: Die waren immerhin des öfteren mal auf Kurz/Mittelstrecke zu sehen, vor allem nach Palma. Auch BA setzte bis vor zehn Jahren sogar regelmäßig 757 und 767 nach LHR ein. Mit dem Auftauchen der Low-Coster waren die auch bald verschwunden. Easyjets Rückzug aus Hamburg nehme ich deshalb nicht so tragisch. Bis vor kurzem hatte ich sogar die Hoffnung, daß LH oder EW wieder verstärkt größere Maschinen auf Kurzstrecken einsetzen würde, Ein Artikel aus dem H*** A*** deutete so etwas an. Da die Spritpreise offenbar aber wieder angezogen haben, können wir das wohl vorläufig auch wieder begraben.

    Aber was soll sein, wenn wenn eine Airline wirklich von HAM nach Asien oder NA fliegen will- wenn es auch schon längst überfällig ist-das wäre doch Klasse, also schadet da ein bißchen Stimmung gar nichts!

    Bisher gab es zwei Ankündigungen, die-mal wieder geplatzt sind, wie eine Seifenblase-nämlich Hainans und Thais Ankündigungen, nach Hamburg kommen zu wollen.

    Leider werden in unserer hiesigen Presse solche Meldungen zunehmend in Verbindung mit den Auswirkungen des Fluglärms vermischt, das macht die Stimmung auf den Flughafen natürlich noch mieser.


    Wenn ich in einigen Sachen falsch liege, bitte ich um Nachsicht! Ich bin, wie gesagt kein Fachmann.


    So jetzt ist Schluss, der 380 kommt gleich!


    ;)


    Gruß an alle,


    Jan

  • Dass der Flughafen in der Öffentlichkeit nicht gut gelitten ist, ist ja so eine Sache.
    Spannend find ich aber immer wieder, dass sich noch nicht mal die Leute aus der unmittelbaren Umgebung (Niendorf, Groß Borstel, Langenhorn, Fuhlsbüttel) beschweren, sondern Leute aus den Kreisen Stormarn und Lauenburg sowie aus Altona (Timo hatte mal nen Artikel geteilt)… ich glaub, Alton wirft da HAM und XFW durcheinander. Fand das damals in Eimsbüttel auch etwas anstrengend mit den Airbus-Fliegern ;)


    Aber gerade, wenn die Politik mir nicht unbedingt immer gewogen ist, muss ich weder medial noch politisch so eine große Sache daraus machen. Sofern ich das richtig mitbekommen habe, war ja sogar der Bürgermeister da. Was wollen die denn machen, wenn tatsächlich mal jemand Longrange fliegt? Kommt dann die Kanzlerin? Oder der Frank-Walter aus Bellevue? Nochmal: es ist nur eine Kapazitätserhöhung. 8)

    Bin mal gespannt, ob TK kommendes Jahr wirklich täglich mit 330 kommt. Dann haben wir zumindest dreimal am Tag nen richtiges Flugzeug am Start.

  • Hierzu auch von mir kurz ein kleiner Einwurf. Der Hamburg Airport liefert ja nicht nur Passagiere im Transit / Zulieferverkehr für die Hansa oder Urlauber, hier hängt ja auch ein grosser Frachtmarkt und mehr hinter.


    So musste ich tatsächlich am Donnerstag mitbekommen, dass die amerikanische Norwegian Cruise Lines NCL den Hamburg Dienst einstellt. Grund hierfür: Keine Verbindungen in die USA. Da die NCL eine Tochter der Carnival Cruise Lines ist, zu welcher neben Cunard auch Costa's Tochter AIDA gehoert, kann man nur hoffen, dass der Konzern diese Entscheidung nicht auch auf andere Töchter ausweitet.

    Fuer Hamburg wäre dies als Wirtschaftsstandort durchaus ein Nachteil.


    Man kann tatsächlich nur hoffen, dass ein anderer Carrier den Dienst in die USA bald wieder aufnimmt und der Airport den Airlines da vielleicht auch etwas entgegen kommt. Man kann nur hoffen...

  • Danke...nur doof, dass man den nur mit Abendblatt-Abo lesen kann.

    Egal: sollte dem so sein, empfände ich das aber als vorgeschoben. Ich mein, vielleicht hab ich was verpasst, aber wir hatten doch keinen Kreuzfahrt-Charter aus den USA oder? Und die meisten Amis sind doch eh per Umsteiger gekommen, kaum einer per UA.

  • Danke...nur doof, dass man den nur mit Abendblatt-Abo lesen kann.

    Egal: sollte dem so sein, empfände ich das aber als vorgeschoben. Ich mein, vielleicht hab ich was verpasst, aber wir hatten doch keinen Kreuzfahrt-Charter aus den USA oder? Und die meisten Amis sind doch eh per Umsteiger gekommen, kaum einer per UA.

    Die Paywall beim HA kann man einfach umgehen. Die Überschrift des Artikels kopieren, bei google wieder einfügen und das erste Ergebnis anklicken.

  • Hamburg hat Entwicklungen verschlafen, dies bereits vor Jahrzehnten. Was wir heute für eine Situation haben ist ein Resultat daraus. Wir sind leider für jegliche Allianzen nur ein Spoke, dazu noch hat man die Lufthansa bisher zu sehr hofiert. Die haben ihre Hand ganz fest über Hamburg.

    Es gibt viele Airlines, die gerne nach Hamburg fliegen möchten. Qatar, Etihad, Hainan, China Eastern sind die, die mir bekannt sind. Und all denen fehlt es an Streckenrechten, diese müssten neu ausgehandelt werden, damit diese Airlines mehr Flüge nach Deutschland anbieten können bzw einen weiteren Flughafen ansteuern. Das Verkehrsministerium ist aber voll von Lufthansa Lobbyisten, die daran interessiert sind, Lufthansa zu schützen (vor dem offenen Wettbewerb, wenn man es mal genau nimmt). Denn was wäre Lufthansa ohne die vielen Fluggäste, die aus den stündlichen A321s aus Hamburg aussteigen um in deren A380s umzusteigen?


    Aktuellstes Beispiel ist Emirates, man möchte wieder Hamburg New York fliegen, eine große Marktlücke ist dort entstanden. Es braucht jedoch trotz rechten der fünften Freiheit ein OK vom Verkehrsministerium, ob das kommt, ist fraglich.


    Kaum zu fassen aber wahr: die Kernmärkte Düsseldorf und Berlin sind in etwa gleich groß wie der Hamburger. Kann muss nur mal Fluggastzahlen zu Städten ohne Nonstop-Angebot vergleichen, dann wird dies sofort offensichtlich.